Das Thema kindliche Wut führt immer wieder zu Fragen in Elterngesprächen und ist oft das Thema für eine sinnanalytische Aufstellung:
- Warum hat man als Mensch ein Wutgefühl, woher kommt es und was nutzt es einem?
- Wie gehe ich als Eltern mit dem Wutanfall meines Kindes um?
- Wie kann ich innerlich ruhig bleiben, wenn die Wutanfälle meines Kindes in aller Öffentlichkeit passieren?
- Warum hat mein Kind eigentlich soviel Wut in sich?
Ich möchte das Thema Wut gerne zunächst allgemein, dann aus der Sicht des Kindes und aus der Sicht des Erwachsenen beleuchten.
Wofür tut Wut gut?
Wut ist ein wichtiges Gefühl für die persönliche Entwicklung. In der heilenergetischen Arbeit gehört die Wut zu den grundlegenden Basisgefühlen, deren Existenz und Beachtung unser komplettes Leben auf stabile, vertrauensvolle Füße stellt. Die Basisgefühle dienen dazu, unseren Körper gesund und lebendig zu halten, sich immer wieder regenerieren zu können und einige der Basisgefühle helfen uns von Beginn des Lebens an, einen emotionalen Schutzraum zu haben.
Basisgefühle sind bestimmend für unsere frühe Kindheit, denn sie sind Teil unserer frühkindlichen Prägungen. Werden wir liebevoll und achtsam von den Eltern wahrgenommen und wird auf unsere Basisgefühle eingegangen, entwickelt sich ein starkes Polster an Vertrauen in die uns umgebenden Menschen, aber auch Vertrauen in das Leben allgemein und für unsere Zukunft. Als Basisgefühle gelten die Gefühle Hunger, Durst, Müdigkeit, Wärme, Kälte, Angst und Wut.
Eltern sind mit einem Säugling rund um die Uhr damit beschäftigt, sich um dessen Basisgefühle zu kümmern. Bei den Gefühlen Hunger, Durst, Wärme, Kälte und Müdigkeit ist offensichtlich, wie wichtig sie für unser Wohlbefinden und für die Entwicklung eines gesunden und kraftvollen Körpers sind. Verwöhnt aus dem Paradies des Mutterbauches, fühlen wir die Basisgefühle als erste Abtrennung von der Fülle, und müssen lernen, unsere Gefühle kundzutun, damit wir die ersten wichtigen Erfahrungen mit unseren Mitmenschen machen können. Werden wir geliebt, geachtet, ernstgenommen, wahrgenommen und respektiert? All das fühlen wir in unseren ersten Lebensmonaten und bildet die Grundlage für unser gesamtes folgendes Leben. Diese Gefühle betreffen direkt unseren Körper.
Hinzu kommen die wichtigen Gefühle wie Angst und Wut, die als emotionalePolster und Wegweiser manifestiert werden. Angst ist für unser Leben ein sehr wichtiges Gefühl, denn ohne sie wären wir nicht lern- und überlebensfähig. Die Angst hält uns als Kind von Dingen und Handlungen ab, die unser Leben und die Gesundheit bedrohen könnten. Denken wir an die heiße Herdplatte, wird schnell klar, dass hier nur die selbstgemachte Erfahrung des Verbrennens und die daraus folgende Angst uns von einer erneuten Verletzung abhalten. Die Warnung der Eltern und das bloße Erzählen von heißen Herdplatten führt niemals zum gleichen Erfolg! Deswegen ist es so wichtig, dass jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen muss, denn nur so kann er aus dem erlebten Gefühl lernen, und ein gewisses Maß an Angst entwickeln, um gesund und heil auf Grundlage der eigenen Erfahrungen durch das Leben zu manövrieren.
Die Wut als starkes Gefühl
Auch die Wut gehört zu den wichtigen frühen Gefühlen des Lebens, denn jeder möchte gerne so sein dürfen, wie er als kleiner Mensch gedacht ist. Hier ist das Gefühl Wut effektiv. Geht ein anderer Mensch über unsere mentalen oder körperlichen Grenzen, achtet er uns nicht und nimmt er uns nicht so an wie wir sind, oder ist gar übergriffig, dann fühlen wir bereits als kleines Kind Wut. Diese Wut, die sich dann in Geschrei und anscheinend grundlosem Toben äußern kann, hält uns die anderen Menschen fern, setzt Zeichen und garantiert uns volle Aufmerksamkeit. Sie setzt eine Grenze und zeigt dem Anderen, dem Erwachsenen oder den Geschwistern: hier beginnt mein ganz persönlicher Raum, du überforderst mich, du kommst zu nah, hier hast du nichts zu suchen, geh bitte weg!
Die Möglichkeit, Wut zu fühlen und zu artikulieren, ist ein überaus wichtiger Faktor für die stärkende emotionale Entwicklung von uns Menschen, weil wir uns selbst und das Verhalten der Anderen auf diese Weise genau kennen- und einzuschätzen lernen. Aber zunächst möchte ich noch darauf eingehen, was Wut als Gefühl alles bedeuten kann.
Wichtig ist hier: Kein Mensch ist von Beginn seines Lebens an bösartig! Wut ist kein Ausdruck von Boshaftigkeit oder Charakterschwäche! Jeder Mensch, sei er auch noch so jung, drückt einfach sein aktuelles Befinden, seine Gefühle aus, und lernt darüber sich selbst und die Umgebung durch ihre Reaktion einzuschätzen.
Es gibt bei kindlicher Wut in dem beschriebenen Sinn zwei wichtige Aspekte:
- Das wütende Kind drückt eine momentane Situation aus, es will gesehen werden, seine Grenzen sollen respektiert und ernstgenommen werden.
- Das Kind ist überfordert, müde, angestrengt oder orientierungslos.
Was ist zu tun?
Zunächst ist es wichtig, dem Kind den Raum für seine Wut zuzugestehen. Sie ist aus seiner Sicht immer berechtigt. Das Kind denkt nicht darüber nach, zu schreien, es drückt mit der Wut seinen momentanen emotionalen Zustand aus. Es ist wichtig, das Gefühl des Kindes ernstzunehmen, mitzufühlen, seinen Schmerz wahrzunehmen. Das Kind nach Möglichkeit in den Arm zu nehmen und liebevoll festzuhalten, sind bewährte Ansätze. Sie sollten ihm zeigen, dass Sie als Erwachsener es verstehen und da sind für seinen Schmerz.
Was kann beim Kind zu Wut führen?
Ständige Überforderung, gegängelt und kontrolliert werden, führt zu Wut beim Kind. Eltern die nichts ernstnehmen, nicht fühlen, nicht vertrauen und immer genervt sind, führen zu Wut. Auch das Überstülpen von Erwartungen führt zu Wut. In unserer Leistungsgesellschaft sind das „Mithalten können“ und „etwas Besonderes sein“ von Lebensbeginn an wichtige Maßstäbe. Unsere Kinder werden schon im Mutterbauch überfordert. Sämtliche (wichtigen) Untersuchungen setzen schon sehr früh die Leistungsspirale in Gang. Kinder dürfen nicht einfach nur Kind sein, spielen und Spaß am Leben haben. Eine Überforderung, die ihren Ursprung in einem schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein der Eltern hat, führt zu dem Gefühl des Kindes, nicht richtig zu sein, und nicht so geliebt zu sein wie es ist. Die Folge ist Wut.
Das Ergebnis auf der Elternseite ist das Phänomen der Helikoptereltern. Was soviel bedeutet wie: Wir beobachten jede Handlung und alle Bewegungen des Zöglings aus einem sicheren Abstand, weil wir uns Sorgen machen und Verantwortung fühlen, wir haben Alles im Blick und kontrollieren alles was geschieht. Vertrauen in das Kind und in das Leben sind dann leider Fehlanzeige. Nähe, Gefühl, Wärme und Geborgenheit gehören nicht in das Portfolio von Helikoptereltern! Auf der Kinderseite führt dies außer zu Wut zu zahlreichen anderen Verhaltensauffälligkeiten. Denn, wenn ich als Kind ständig kontrolliert werde, aber nicht fühle geliebt zu sein, entwickle ich Verhalten und Krankheiten, mit denen ich mir wünsche, die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ich mir ersehne. Hierunter fallen selbstverständlich auch Wutattacken und unbremsbare Trotzanfälle.
Diese Auffälligkeiten ergeben sich auch, wenn Eltern, wie heute leider allzu oft, ständig mit ihren Gedanken und Handlungen z.B. durch Mobiltelefone, Medien und ihre eigenen Probleme abgelenkt sind. Die Kinder müssen Auffälligkeiten entwickeln, toben, wütend werden, damit die stets um sich selbst kreisenden Erwachsenen ihnen Gehör schenken.
Sicht des Erwachsenen
Zwei Sichtweisen stehen sich gegenüber. Das Kind fühlt sich nicht wahrgenommen. Die Eltern denken, wir lieben unser Kind und alles dreht sich den gesamten Tag um sein Wohlergehen.
Die Aussage der Eltern ist mit Sicherheit richtig, aus dem erwachsenen Verstand betrachtet. Aber bei kindlicher Wut geht es um ein Gefühl, nicht um eine verstandesmäßige Handlung. Eltern versuchen ihr Kind über den Verstand zu beschwichtigen, auf es einzureden und vor allem zu erklären, warum etwas so ist wie es ist. Sie drohen mit: „Wenn du jetzt nicht, dann….!“
Ein Kind ist aber in den ersten Lebensjahren bis zum Schulalter ein rein emotionales Wesen. Es denkt niemals wie ein Erwachsener. Die Fähigkeit, komplex zu denken, entwickelt ein Kind im Laufe der Zeit. Es kennt die erwachsene Welt nicht, aber es will sie kennenlernen. Das bedeutet, es fühlt seine Umgebung. Es fühlt genau, wenn die Mutter ungeduldig ist. Es fühlt genau, wenn zwischen den Eltern Stress herrscht. Es spürt vor allem sehr genau die Diskrepanz, wenn die Eltern sagen „wir haben dich so lieb“, sich das Ganze aber so anfühlt: „ich bin ihnen lästig, sie sind ungeduldig, gestresst und überfordert“.
Verhaltensregeln
Es gibt ein paar sehr einfache Regeln, mit denen Sie Ihrem Kind und Ihnen selbst, bei auffälligen und häufigen Wutanfällen helfen können:
- Machen Sie sich klar, dass Ihr Kind genau fühlt was an Emotionen im Raum schwingt und nur entsprechend darauf reagiert.
- Ihr Kind ist weder falsch noch gestört, wenn es mit Wut reagiert. Es macht nur auf sich und seine emotionalen Bedürfnisse aufmerksam.
- Ihr Kind handelt rein gefühlsmäßig. Zu komplexen Gedankengängen, Gedanken über weitgreifende Folgen und Handeln mit Absicht, sind kleine Kinder, vor dem 6. Lebensjahr, nicht in der Lage!
- Wenden Sie sich Ihrem Kind liebevoll und konzentriert zu. Verzichten Sie auf Handys, wenn Sie mit Ihrem Kind beschäftigt sind. Pflegen Sie als Erwachsener ungestörte Zeiten mit Ihrem Kind, in dem Sie sich voll auf es einlassen können.
- Nehmen Sie sich liebevoll Zeit, um Ihr Kind in den Arm zu nehmen und ihm ehrliche Nähe zu schenken. Schauen Sie ihr Kind an, wenn Sie mit ihm sprechen. Nehmen Sie ihr Kind mit all seinen Gefühlen ernst. DenkenSie nicht den seelischen Schmerz, sondern fühlenSie den Schmerz.
- Lassen Sie Ihrem Kind die Möglichkeit und die Zeit zum Spielen und für eigene kreative Erfahrungen und eine individuelle Entwicklung. Mir gefällt immer der Spruch: Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht!
Wut der Kinder, Überforderung der Eltern
So einfach ist das nicht! Als Eltern komme ich ordentlich an meine Grenze! Der erwachsene Mensch reagiert auf die Gefühle des Kindes meistens verstandesorientiert und ist mit dem tobenden Ausdruck der Wut überfordert. Mehr noch, sie triggert in ihm sein eigenes nicht verarbeitetes oder gelebtes Wutpotenzial an. Mit dem Ergebnis, dass das Kind sich weiterhin nicht verstanden und gesehen fühlt und sein Wutanfall an Stärke und Intensität zunimmt. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden und vor allem die Wut wachsen. Der Erwachsene erlebt das, was er als Kind, oder auch jetzt als Erwachsener, selbst an Wut aufgestaut und weggepackt hat. Sein Kind spiegelt ihm die eigene Gefühlswelt wieder.
Die Eltern versuchen, das wütende Kind zu beruhigen, auf es einzureden – oder sie werden selbst wütend und aggressiv und schreien das Kind an. Oftmals so, wie sie es selbst als Kind von ihren Eltern erfahren haben. Wütende Kinder zeugen von unfähigen Eltern? Es ist ihnen peinlich, wenn jeder sieht, dass sie nicht Herr der Lage sind?
Was Eltern tun können
Wenn Sie als Eltern spüren, dass in Ihnen bei der kindlichen Attacke selbst Wut aufbrodelt, sollten Sie sich bei nächster Gelegenheit um Ihr eigenes Wutgefühl kümmern.
Beobachten Sie, wie Sie selbst mit Ihrer Wut umgehen. Gibt es in Ihrer Umgebung unausgesprochene Wut? Gibt es häufig Streit und Aggressionen in der Familie? Kinder leben solche Schwingungen aus, auch wenn der Erwachsene denkt, dass er sie verheimlichen kann. Ehekrach, Streit um Geld, um die Schwiegereltern, ums Fremdgehen, um Sauberkeit, Hausaufgaben, Essen, Aufräumen, Computerspiele u.v.m., die Themen sind unerschöpflich.
Aber spüren Sie auch in sich selbst nach, wo Sie nicht respektiert wurden in Ihrer eigenen Kindheit oder nicht respektiert werden im jetzigen Leben. Wo vielleicht in Ihrer Kindheit Ihre Grenzen überschritten wurden. Wo Ihr Partner, Ihr Chef, Ihre Kollegen Sie nicht respektieren und Ihre Grenzen überschreiten!
- Leben Sie als Erwachsener Ihre Wut aus! Nicht gegen einen anderen Menschen, aber gerne kraftvoll, indem Sie Holz hacken oder Porzellan zerschmeißen oder die gewaltige Kraft der Wut aus sich herausbrüllen, damit Sie in sich Frieden finden können und Ihr eigenes inneres Kind heilen darf. Ein sehr geeignetes Angebot aus der Heilenergetik sind die bekannten Wutpfade oder Wutseminare.
- Suchen Sie das Gespräch, suchen Sie Hilfe bei einem guten Berater!
- Heilen Sie Ihr inneres Kind, so heilen Sie auch das wütende Kind in Ihrem Kinderzimmer. Mit Sicherheit werden über diesen Weg die Wutattacken Ihres Kindes abnehmen oder sogar ganz aufhören!
Wütendes Kind im Einkaufszentrum
Was, wenn das Kind unter den Blicken vieler anderer Menschen, z.B. im Einkaufzentrum eine Wutattacke hat? Vielleicht ist Ihrem Kind die Situation gerade zu viel? Viele Menschen und Eindrücke, die es nicht verarbeiten kann und über seine Grenzen gehen. Das Kind drückt nur diese Überforderung aus!
- Versuchen Sie ihm Sicherheit zu geben, nicht durch das Erfüllen seiner Wünsche, sondern durch Körperkontakt, festhalten, einen ruhigen Atem und eine beruhigende Stimme.
- Verlassen Sie die Situation und suchen Sie eine möglichst ruhige Umgebung. In den meisten Fällen reicht es aus, dem Kind etwas zu trinken zu geben, um sein System wieder in Fluss zu bringen. Auch hier ist das Kind Ihr eigener Spiegel!
- Gönnen Sie sich selbst mehr Ruhe und Entspannung.
Wut lösen anstatt unterdrücken oder verdrängen
Das Leben ist insofern „gnadenlos“, als das Gefühl Wut dringend darauf hinweist nach einer wirklich nachhaltigen Lösung zu suchen! Man kann das Gefühl zwar verdrängen oder unterdrücken. Aber die weggepackte Energie der Wut kommt auf jeden Fall wieder ans Tageslicht. Wenn nicht als erneutes Wutgefühl dann sicherlich als eine belastende Erkrankung im Laufe Ihres Lebens.
Klärende intensive Einzelberatungen und Aufstellungen sind in der heilenergetischen Arbeit die effektiven Lösungsmittel für Wutthematiken. Hier kann man die eigene Geschichte aufarbeiten, oder in einer sinnanalytischen Aufstellung aus der Vogelperspektive betrachten und die ursächlichen Verletzungen und Missachtungen nachhaltig lösen.
Wut aktiv ausleben kann man auf dem bekannten Wutpfad in Niederwinkling und gleichartigen Wutseminaren. Siehe hierzu: Wutpfad
Online-Kongress Mut zur Wut 2019
Viele Informationen zum Thema Wut finden Sie im Online-Kongress Mut zur Wut 2019.
22 Experten beleuchten das Thema Wut aus unterschiedlichen Perspektiven.
Bereits Sebastian Kneipp sagte: Wer seinen Zorn runterschluckt, hat ihn noch lange nicht verarbeitet.
Der Online-Kongress Mut zur Wut 2019 ist etwas für dich, wenn
- Du deine Wut nicht mehr in den Keller verbannen möchtest.
- Du dich nicht mehr zurückhalten oder verurteilen möchtest.
- Du niemanden mehr verletzen, anschreien oder wütend
weglaufen und dich einsam fühlen möchtest. - Du lernen möchtest, deine Grenzen zu wahren.
- Du lernen möchtest , Nein zu sagen ohne schreien zu müssen.
- Du keine Schuldgefühle mehr haben möchtest , wenn du wieder mal die Nerven verloren hast.
- Du dich nicht mehr schämen willst , weil du es nicht hinkriegst, die beste Version von dir zu sein.